Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor 4 des AKW in Tschernobyl, es kam zur Kernschmelze, eine radioaktive Wolke verbreitete sich über Europa. Der bis dahin schlimmste Super-GAU mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt erschütterte die Welt. Seit 2016 ruht die Reaktor-Ruine unter einer Schutzhülle. Die übrigen drei Reaktorblöcke des ukrainischen AKW wurden bis zum Jahr 2000 nach und nach abgeschaltet, die Brennelemente werden in Nasslagern gekühlt.

Der Ukraine-Krieg brachte Tschernobyl wieder in die Schlagzeilen. Am 24. Februar besetzten russische Truppen das Gelände um das AKW – der Rückzug erfolgte erst Ende März.

Der Stromausfall am 9. März in Tschernobyl (aufgrund einer zerstörten Hochspannungsleitung) und das damit verbundene Szenario drohender Strahlungslecks verbreiteten tagelang Angst und Schrecken, bis klar war, dass von den Brennelementen in den Wasserbecken sehr wahrscheinlich keine akute Gefahr mehr ausgeht. Bis gestern hatte die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) über viele Wochen keinen Kontakt zum Atomkomplex Tschernobyl, Fernüberwachungssysteme sind ausgefallen. Die Menschen, die dort arbeiten und verantwortlich sind, befinden sich in einer Extrem-Situation.

Von den 15 aktiven Reaktoren in der Ukraine geht indes eine noch viel größere Gefahr aus. Ein länger andauernder Stromausfall, insbesondere in Saporischschja, dem größten AKW in Europa, könnte dort katastrophale Folgen haben.

Schon in Friedenszeiten bringt Atomenergie unkalkulierbare Risiken mit sich – in Kriegszeiten ist sie eine tödliche Gefahr.


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